Fachkräftekongress 2024 – Mehr Power fürs FachkräftelandAuf einen Kaffee mit Habeck, Heil und Stark-Watzinger
Auszubildende diskutieren mit Bundesminister*innen, wie mehr junge Menschen für eine Lehre begeistert werden können.
Samuel macht eine Ausbildung zum Maurer im zweiten Lehrjahr. Mehr als 700 Euro zahlt er für ein kleines WG-Zimmer in Berlin. Die Miete und andere anfallende Lebenshaltungskosten berappt er vom Azubi-Gehalt und Kindergeld. „Am Ende des Monats komme ich vielleicht gerade so bei Null raus“, berichtet Samuel seinen prominenten Zuhörenden.
Beim Fachkräftekongress 2024, organisiert vom Bundesarbeitsministerium, hatten Auszubildende wie Samuel die Möglichkeit, mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) bei einem Kaffee im kleinen Kreis zu diskutieren. Dabei ging es um die Herausforderungen in der Ausbildung und darum, wie mehr junge Menschen für eine Lehre – auch im Handwerk – begeistert werden können.
Neben Samuel Kaiser waren auch Dennis Rosin (Maurer) und Klara Hanusa (Steinmetzin) als Auszubildende aus dem Handwerk dabei. Alle drei engagieren sich im Azubi-Beirat der Handwerkskammer Berlin. Aber auch andere Auszubildende aus anderen Wirtschaftszweigen nahmen an dem Treffen teil. „Das ist schon eine coole Chance, einmal direkt mit den Entscheidern ins Gespräch zu kommen“, sagt Samuel. Robert Habeck wollte von den Azubis wissen, wieso trotz so vieler unbesetzter Ausbildungsplätze allein im Jahr 2021 über 2,6 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss hatten.
Die Auszubildenden berichteten daraufhin aus erster Hand, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind, wie sie der Wohnungsmangel und die hohen Mieten etwa in Berlin treffen. „Wer nicht mehr zuhause wohnen kann oder will, hat es echt schwer etwas zu finden“, sagt Klara Hanusa.
Weiteres Thema sei die bessere und modernere Ausstattung der Berufsschulen und überbetrieblichen Ausbildungsstätten. Meist arbeite man dort noch mit dem Overhead-Projektor statt mit modernen digitalen Medien, so berichteten es mehrere Azubis. Zu oft stünden die Hochschulen an vorderster Stelle, während die Sanitäranlagen oder Klassenräume in den Berufsschulen in mangelhaftem Zustand blieben.
Auch forderten die Auszubildenden mehr gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung für das Thema Ausbildung. „Die Auftragslage bei uns ist gut, die Arbeit an der frischen Luft und an spannenden Orten in Berlin macht einfach Spaß und es gibt viele Perspektiven im Handwerk“, sagt Dennis. Viel zu viele junge Menschen würden sich aber gar nicht mit den Weiterbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen im Handwerk auskennen, weil es dazu zu wenig Infos in den Schulen gebe.
Die Ministerin und die beiden Minister machten sich Notizen und hakten nach. „Es ist wichtig, nicht nur studentisches Wohnen zu fördern, sondern auch das für Azubis“, so Heil. „Wir müssen in die überbetrieblichen Ausbildungsstätten mehr investieren, in die Ausstattung und die bauliche Substanz“, so Stark-Watzinger.
„Ob Deutschlands Wirtschaft wächst, liegt entscheidend daran, ob wir junge Leute in die Ausbildung bringen“, sagte Habeck. „Die Fachkräftesicherung ist am Ende Wohlstandssicherung für Deutschland“, so auch Heil. Das Fazit der Politiker*innen: Die Stunde mit den Auszubildenden sei zu kurz, aber anregend gewesen. Mit vollem Zettel verließen sie das Café.
Helena Golz
Fachkräftekongress – "Mehr Power fürs Fachkräfteland" – am 26. Februar 2024 im Café Moskau
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