Aufgehellte Stimmung im Berliner Handwerk - Skepsis bleibt
Pressemitteilung der Handwerkskammer Berlin vom 16. Mai 2023
Die Wirtschaft befindet sich in einem umfassenden Wandel. Angesichts der Herausforderungen durch den Fachkräftemangel, die gestiegenen Energie- und Materialpreise und die Klimawende bewertet das Berliner Handwerk seine Konjunkturlage als stabil und zeigt sich vorsichtig optimistisch.
Die konjunkturelle Stimmung im Berliner Handwerk wird stetig besser. Die noch im letzten Herbst befürchtete negative konjunkturelle Entwicklung ist nicht eingetreten. Andererseits herrscht immer noch Skepsis, ob der konjunkturelle Aufwärtspfad auch tatsächlich von Stabilität geprägt sein wird.
Die Berliner Handwerkskammer hat wie in jedem Jahr eine Frühjahrs-Umfrage zur Konjunktur in Berlin unter seinen Betrieben durchgeführt. Demnach klettert der Geschäftsklimaindex des Berliner Handwerks wieder über die 100-Punkte-Marke. Aktuell steht er bei 112 Punkten, das sind 5 Zähler mehr als vor einem Jahr und sogar 21 Zähler mehr als noch im vergangenen Herbst. Insgesamt gesehen hat sich die Stimmung also wieder aufgehellt. Der Geschäftsklimaindex schließt sowohl die aktuellen Einschätzungen der Geschäftsergebnisse der letzten sechs Monate als auch die Erwartungen der Betriebe für die kommenden sechs Monate ein.
Insgesamt bezeichneten 38 Prozent der Betriebe ihre derzeitigen Geschäftsergebnisse als gut, 51 Prozent als zufriedenstellend, 11 Prozent als schlecht. Die guten Urteile überwiegen hier eindeutig die schlechten. Positiv gestimmt ist vor allem das Kfz-Gewerbe sowie das Ausbaugewerbe. Skeptisch sind die Bereiche Nahrungsmittelhandwerk und die Handwerke für den persönlichen Bedarf.
Carola Zarth, Präsidentin der Handwerkskammer Berlin: „Natürlich wirken die vergangenen schwierigen Jahre noch nach. Das Handwerk leidet auch weiterhin unter sehr hohen Preisen, Lieferengpässen und natürlich dem Fachkräftebedarf. Dem steht jedoch der positive Pragmatismus des Handwerks entgegen. Unsere Betriebe wollen jetzt loslegen und die Klimawende auf die Straße und an die Häuser bringen.
Die Klimawende ist eine gigantische Aufgabe, vor der Mieter, Hausbesitzer, der neue Senat und das Handwerk stehen. Entscheidend dafür sind deutlich mehr Fachkräfte in den klimarelevanten Handwerksberufen. Die Klimawende geht nicht ohne „Bildungswende“. Wir brauchen mehr finanzielle und ideelle Wertschätzung für die berufliche Bildung im Handwerk. Die Zukunft wird es uns danken.“
Die Berliner Handwerksbetriebe bleiben in ihrer Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung verunsichert. 18 Prozent der Betriebe erwarten für das kommende Halbjahr eine Verbesserung der Geschäftslage, 20 Prozent gehen davon aus, dass die Geschäfte schlechter laufen werden. Mit einer unveränderten wirtschaftlichen Situation rechnen 62 Prozent der Betriebe.
Der befürchtete Auftragseinbruch ist insgesamt betrachtet für das Berliner Handwerk ausgeblieben. Die durchschnittliche Auftragsreichweite beträgt 16 Wochen – das sind 6 Wochen mehr als noch vor 2 Jahren. Die positive Entwicklung der Auftragslage zeigt sich aber nicht in allen Handwerksgruppen. Das Gesundheitsgewerbe, die persönlichen Dienstleister und das Bauhauptgewerbe sind von starken Auftragseinbrüchen betroffen.
Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin: „Im Vergleich aller Handwerksbranchen ist die Stimmung bei den Betrieben des Ausbaugewerbes – dem Zugpferd der Berliner Handwerkskonjunktur - mit einem Geschäftsklimaindex von 118 Punkten am besten. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, die Auftragsreichweite steigt um 5,5 auf nunmehr 16 Wochen. Sorge bereitet uns das Bauhauptgewerbe. Steigende Kosten und sinkende Nachfrage führen zu einem Umsatzrückgang in der Branche. Das Auftragspolster, das im Durchschnitt 20 Wochen beträgt, ist zwar noch sehr solide. Die Neuaufträge insbesondere im Wohnungsbau sind jedoch eingebrochen. Ursächlich dafür sind insbesondere die gestiegenen Baupreise und Zinsen sowie die Verunsicherung von Kunden und Betrieben, wie sie den Anforderungen an energieeffizientes Bauen gerecht werden sollen und vor allem wie diese Maßnahmen finanziert werden können."
Die Zahl der Beschäftigten im Berliner Handwerk ist gesunken. Über alle Branchen betrachtet haben 14 Prozent der Betriebe neue Mitarbeiter*innen eingestellt. 20 Prozent der Unternehmen mussten sich von Personal trennen. Nur das Kraftfahrzeuggewerbe konnte Beschäftigung aufbauen, alle anderen Handwerksbranchen weisen einen negativen Beschäftigungssaldo aus.
Die Beschäftigungspläne der Handwerksbetriebe sind dagegen leicht optimistisch. Sie sind zwar nicht mehr so expansiv ausgerichtet wir in der Vor-Corona-Zeit. Aber immerhin 16 Prozent aller Betriebe sehen Chancen, zusätzliches Personal einzustellen, 10 Prozent wollen ihren Personalstamm verkleinern. Die große Mehrheit – 74 Prozent – denkt, dass sie ihren Personalstamm auf dem derzeitigen Niveau halten können.
Den vollständigen Konjunkturbericht finden Sie unter www.hwk-berlin.de
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