Pressemitteilung vom 7. Mai 2024Berliner Handwerkswirtschaft trotz konjunktureller Herausforderungen robust
Die Handwerkskammer Berlin stellt Ergebnisse der Frühjahrs-Konjunkturumfrage vor.
Wie bei einer agilen Projektplanung beim Bau eines Hauses hat sich das Berliner Handwerk auch in diesem Jahr der unsteten konjunkturellen Wetterlage entgegengestemmt. Zwar ist ein konjunktureller Aufschwung auch das fünfte Jahr in Folge nicht in Sicht. Dennoch erweist sich die Geschäftslage als robustes Fundament.
Der Geschäftsklimaindex, ein Barometer für die wirtschaftliche Stabilität, liegt mit 106 Punkten weiterhin über der magischen Grenze von 100 Punkten und steht damit nahezu auf dem gleichen Niveau wie im Herbst des Vorjahres (107 Punkte).
"Trotz sinkender Nachfrage im Ausbau- und Bauhauptgewerbe – bedingt durch Planungsunsicherheiten und hohe Kosten – verfügen unsere Betriebe weiterhin über eine hohe Auslastung von 85% und eine breite Auftragsreichweite von über 15 Wochen", berichtet Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin. Lediglich 15 Prozent der Betriebe bewerteten ihre aktuellen Geschäftsergebnisse als schlecht, während 37 Prozent sie als gut und 48 Prozent sie immer noch als zufriedenstellend einschätzten. "Zwar blieb bislang insgesamt ein deutlicher Frühjahrsaufschwung im Handwerk aus, aber die Chancen stehen gut, dass das "Schneller-Bauen-Gesetz" zumindest einige wichtige Impulse mit sich bringt, um die Berliner Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen", so Wittke.
Die Stabilisierung der Konjunktur wird auch durch die positiven Aussichten einiger Branchen wie dem Kraftfahrzeuggewerbe und dem Gesundheitsgewerbe vorangetrieben (Saldo Kfz: +14 Punkte, Gesundheit: +13 Punkte). Jedoch bleiben die Geschäftserwartungen (im Gegensatz zu den Geschäftsergebnissen) durchwachsen, da das Handwerk weiterhin mit hohen Belastungen zu kämpfen hat.
Carola Zarth, Präsidentin der Handwerkskammer Berlin, betont: "Das eingetrübte Konsumklima der privaten Haushalte, die anhaltend hohen Material- und Energiepreise sowie der anhaltende Fachkräftemangel belasten unsere Betriebe spürbar." Es sei deutlich, dass Berliner Handwerksunternehmen dringend bezahlbare und sichere Gewerbestandorte benötigten. Des Weiteren setze die Handwerkswirtschaft auch auf den sogenannten Job-Turbo, ein Förderprogramm der Arbeitsagenturen zur Qualifizierung und zum Spracherwerb für Geflüchtete. "Viele Handwerksunternehmerinnen und -unternehmer haben das als Win-win-Situation erkannt und bieten Geflüchteten einerseits eine Chance auf Integration und gewinnen andererseits oft langfristig Beschäftigte. Für eine deutlichere Entlastung am Ausbildungsmarkt komme dem Spracherwerb dabei weiterhin eine Schlüsselrolle zu", so Zarth weiter.
Generell ist derzeit immer noch eine Investitionszurückhaltung zu verzeichnen: Für die kommenden sechs Monate planen lediglich 14 Prozent der Betriebe eine Steigerung der Investitionen, während 34 Prozent Kürzungen vornehmen wollen. Auch die Beschäftigungslage bleibt mit einem Saldo von minus 12 Punkten das fünfte Jahr in Folge im negativen Bereich. 15 Prozent der Betriebe haben neue Mitarbeitende eingestellt, während 27 Prozent den Personalstamm verringern mussten - der höchste Anteil seit fast 20 Jahren.
Einzelne Handwerksgruppen im Blick
Im Einzelnen betrachtet befinden sich einige Handwerksgruppen weiterhin in herausfordernden Zeiten. Das Bauhauptgewerbe und das Ausbaugewerbe kämpfen mit schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, während das Kraftfahrzeuggewerbe und das Gesundheitsgewerbe einen stabilisierenden Einfluss auf das Berliner Handwerk ausüben.
Das Bauhauptgewerbe befindet sich weiterhin im Krisenmodus. Der Saldo aus guter und schlechter wirtschaftlicher Lage ist mit 9 Punkten der niedrigste Wert seit knapp zehn Jahren. Auch der Geschäftsklimaindex der Betriebe des Ausbaugewerbes liegt mit 108 Punkten deutlich unter dem zehnjährigen Mittelwert von 121 Punkten.
Die Stimmung der Betriebe der Handwerke für den gewerblichen Bedarf ist verhalten. Zwar ist der Saldo aus positiven und negativen Geschäftsergebnissen mit 30 Punkten deutlich im Plus, aber weit entfernt von den 50 Punkten aus dem Herbst des Vorjahres.
Das Kraftfahrzeuggewerbe wirkt sich im Frühjahr 2024 stark konjunkturstabilisierend auf das Berliner Handwerk aus. Der branchenspezifische Geschäftsklimaindex von 121 Punkten ist der höchste Wert seit 20 Jahren.
Das Nahrungsmittelgewerbe befindet sich nach einem kurzen Hoch im vergangenen Herbst wieder in einem Stimmungstief. Die Energie- und Rohstoffkosten bleiben hoch, und die Gewinnung von Fachkräften schwierig.
Im Gesundheitsgewerbe hat sich die Geschäftslage im Frühjahr 2024 deutlich positiv entwickelt. Auch für die Handwerke des persönlichen Bedarfs liefen die vergangenen sechs Monate etwas besser als noch im Herbst 2023 erwartet. 18 Prozent der persönlichen Dienstleister beurteilen die Geschäftslage als gut und 55 Prozent als befriedigend.
Hier finden Sie die ausführliche Auswertung der Konjunkturumfrage.
Über die Handwerkskammer Berlin
Die Handwerkskammer Berlin ist als Körperschaft öffentlichen Rechts erste Ansprechpartnerin für mehr als 29.500 Handwerksbetriebe in Berlin. Zu den Kernaufgaben der Handwerkskammer zählen neben Aspekten der hoheitlichen Selbstverwaltung des Handwerks - wie etwa Ausbildung, Prüfungswesen und Führen der Handwerks- und Lehrlingsrolle - auch berufliche Bildungsangebote, Nachwuchskräfteförderung und vielfältige Beratungsangebote für Betriebsinhaber*innen, wie beispielsweise zu Themen der Betriebsübergabe an nachfolgende Generationen.