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Helena Golz
Unterricht in der Lese- und Schreibwerkstatt: Jeder Teilnehmende erhält eine individuelle Betreuung.

Wir bieten Hilfe an!Durchblick im Buchstaben-Chaos

Die Lese- und Schreibwerkstatt der Handwerkskammer Berlin unterstützt Auszubildende mit Legasthenie.

Wenn Ilyaz einen Text schreibt, kommt er manchmal ins Sto­cken. Er weiß zwar, welches Wort er als nächstes schreiben will, aber es fällt ihm dann oft einfach nicht ein, wie man das Wort schreibt, welcher Buchstabe wohin kommt, wann man ihn klein, wann großschreibt. Ilyaz hat eine Rechtschreib­schwäche. Der 25-Jährige macht in Berlin eine Ausbildung zum Elektroniker Fachrichtung Gebäude- und Energietech­nik. Schon in der Oberschule hatte er Probleme mit dem Schreiben von Texten, erzählt er, damals habe er keine gute Unterstützung bekommen. Heute ist das anders.

Seit einigen Wochen besucht Ilyaz die Lese- und Schreibwerkstatt für Auszubildende – ein Angebot der Azubi Akademie der Hand­werkskammer Berlin. „Ich will die Ausbildung schaffen“, sagt Ilyaz, „deshalb bin ich hier.“ Berliner Auszubildende, denen flüssiges Le­sen und Schreiben schwerfällt, die Probleme in der Berufsschule haben, für die das Berichtsheft eine Herausforderung bedeutet, können in der Lese- und Schreibwerkstatt nach der regulären Ar­beitszeit und ohne Druck an ihren Problemen arbeiten.

Die erfahrene Lerntherapeutin Margret Müller leitet die Werkstatt. „Ich unterstütze Schritt für Schritt bei den Dingen, die schwerfal­len“, sagt sie. Und es gebe einfache, klare Regeln für das Lesen und Schreiben, die in der Lerntherapie trainiert werden. Ilyaz zum Beispiel helfen diese Regeln nach kurzer Zeit schon sehr beim Schreiben und Kontrollieren seiner Texte. Und das wird ihm insbe­sondere auch in seinen Prüfungen eine große Stütze sein. „Wir pro­blematisieren nichts, sondern wir bieten eine Lösung an“, sagt Al­mut Kirschbaum, Inklusionsberaterin bei der Handwerkskammer Berlin über das kostenlose Angebot der Lese- und Schreibwerk­statt. „Absichtlich ist die Werkstatt im kleinen Format gehalten, sodass jeder Azubi individuell betreut werden kann.“ Die Ausbil­dungsbegleitung organisiert diesen Kurs und ist immer ansprech­bar für weitere Bedarfe wie Nachhilfe oder Mentoring.

Zusätzlich unterstützt die Handwerkskammer Berlin die vielen Auszubildenden mit einer Lese- und Rechtschreibstörung (LRS), auch Legasthenie genannt, einen Nachteilsausgleich zu bean­tragen, sodass sie in ihren Ausbildungsprüfungen u.a. mehr Zeit eingeräumt bekommen. Genauso wie Ilyaz haben auch die Aus­zubildenden Lucas und Valed das Angebot angenommen und besuchen die Lese- und Schreibwerkstatt. Bodenleger-Azubi Lucas ist nach Absprache mit seinem Chef in die Werkstatt gekommen.

„Es ist wichtig, dass so viele wie möglich wissen, dass es dieses Angebot gibt“, sagt Lucas.

Der 23-jährige Valed macht eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. „Wenn ich etwas lese, dann kann ich das Wort manch­mal nicht erkennen“, erzählt er, deswegen falle es ihm natürlich oft schwer zu verstehen, was seine Vorgesetzten oder die Lehrer von ihm möchten. Ihn brachte dann eine seiner Lehrerinnen darauf, aufgrund seiner LRS doch einmal die Lese- und Schreib­werkstatt auszuprobieren. Für ihn war es definitiv die richtige Entscheidung. Er sagt, „wenn man keine Hilfe annimmt, dann ändert sich nichts und hier siehst du wirklich den Fortschritt.“

Helena Golz

GUT ZU WISSEN:

  • Die Lese- und Schreibwerkstatt findet donnerstags von 16:30 bis 18 Uhr im Bildungs- und Technolo­giezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Berlin, Mehringdamm 14, 10961 Berlin, statt.
  • Informationen zum Kurs erhalten Sie unter www.azubiakademie.berlin und beim Team der Ausbil­dungsbegleitung: Tel. 030 25903–378, ausbildungsbegleitung@hwk-berlin.de.
  • Informationen zum Nachteilsausgleich bekommen Sie direkt von der Inklusionsberatung: Tel. 030 25903–484, kirschbaum@hwk-berlin.de

 

Die Lese-Schreibwerkstatt wird im Rahmen der Inklusionsberatung von der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung (SenASGIVA) gefördert.



Logo, Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung



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