Gemeinsame Konjunkturumfrage: Berliner Wirtschaft erlebt dritten Krisenwinter in Folge
Pressemitteilung der Handwerkskammer Berlin vom 9. November 2022
Der Berliner Wirtschaft steht erneut ein schwerer Winter bevor. Unternehmen aller Branchen kämpfen mit zahlreichen Krisen. Lieferketten sind weiterhin unterbrochen, die Kosten steigen weiter an. Das betrifft alle Bereiche: den Einkauf von Produkten zur Weiterverarbeitung, die Rohstoffe und die lebensnotwendige Energie. Die Konsumlaune ist deutlich getrübt. Viele Menschen sind massiv verunsichert. Zudem ist auch die Corona-Krise noch nicht ausgestanden. All diese Unsicherheitsfaktoren summieren sich leider zu einer dramatischen Gesamtsituation.
Anders als erhofft, hat sich das laufende Jahr nicht als Einstieg in einen Aufschwung erwiesen. Die Krisenfaktoren beeinflussen jede Branche unterschiedlich intensiv, sie wirken in diesem Herbst aber flächendeckend in alle Bereiche. So verzeichnen die Berliner Online-Händler, während der Pandemie noch Wachstumswunder, eine sinkende Nachfrage. Die exportierende Industrie rechnet mit sinkenden Ausfuhren, das Baugewerbe mit unkalkulierbaren Preissteigerungen, bei den Handwerksbetrieben kühlt sich das Geschäftsklima ebenfalls ab, die Immobilienwirtschaft muss Preiskorrekturen managen – selbst die Berliner IT-Unternehmen blicken skeptisch in die Zukunft. Der Konjunkturklimaindex der Berliner Wirtschaft sinkt entsprechend deutlich von 118 Punkten im Frühsommer auf 86 Punkte im Herbst. Da 100 Punkte den neutralen Wert markieren, zeigt der Indikator starken konjunkturellen Gegenwind an. Hier ist die Politik gefordert, der Wirtschaft schnell und unbürokratisch zu helfen.
Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin: „Die grundsätzliche Richtung der beschlossenen Entlastungsmaßnahmen stimmt. Das eingetrübte Stimmungsbild der Konjunkturumfrage zeigt: Viele Handwerksbetriebe und ihre Beschäftigten blicken sorgenvoll in den dritten Krisenwinter. Die Strom- und Gaspreisbremsen entfalten zukünftig eine schnelle Entlastungswirkung. Energieintensive Betriebe, die ja schon seit Monaten hohen Belastungen ausgesetzt sind, brauchen eine zusätzliche Unterstützung! Nun geht es darum, die Härtefallregelungen für die Handwerksbetriebe zielgenau zu formulieren, so dass beispielsweise Bäckereien und Textilreinigungen unbeschadet durch den Winter kommen. Das Berliner Handwerk muss die Krise möglichst schnell hinter sich bringen, denn wichtige Zukunftsaufgaben, wie die Energiewende, stehen an.“
Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin: „Das Klima für Wirtschaftswachstum wird rauer. Die Zeit billigen Geldes, billiger Energie und sorgloser Globalisierung ist vorüber. Durch kluges Wirtschaften, zukunftsgerichtete Investitionen und mutige Innovationen wird unsere Wirtschaft die aktuelle Krise überstehen und die tiefgreifende Transformation, in der wir uns bereits befinden, als Chance nutzen. Doch dafür bedürfen die Unternehmerinnen und Unternehmer der Rückendeckung durch die Politik. Neben den kurzfristig wirkenden Entlastungen bei Energiekosten benötigen die Unternehmen eine langfristig verlässlich geplante Energiepolitik und außenpolitische Unterstützung bei der Sicherung von Lieferketten und globalen Handelsnetzen. Wohlstand und Wachstum basieren auf klugen Köpfen. Eine adäquate Bildungs- und Zuwanderungspolitik muss daher höchste Priorität haben. Doch nicht allein die Politik ist gefragt. Auch wir als Gesellschaft benötigen wieder mehr Mut. Das bedeutet, Unternehmen zu gründen, innovativ zu sein, auch einmal damit zu scheitern und auf neue Wirtschaftszweige zu setzen.“
Den vollständigen Konjunkturbericht finden Sie unter www.hwk-berlin.de
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