Netzwerk für junge Handwerkerinnen
Die Potenziale von Frauen werden im Berufsleben und auch im Handwerk immer noch nicht voll genutzt. Daher engagiert sich die Handwerkskammer Berlin mit verschiedenen Aktivitäten und durch die Mitarbeit in Projekten für die Förderung von weiblichen Talenten im Handwerk.
Insgesamt beträgt der Anteil der Frauen, die eine Meisterprüfung ablegen, in allen Gewerken ca. 17,9 Prozent. Das entspricht in etwa dem Frauenanteil in der Gesellenprüfung.
Studien zeigen, dass Frauen sich oftmals bewusster für eine handwerkliche Ausbildung entscheiden und dementsprechend häufig hochgradig motiviert sind. Umso wichtiger ist es, junge Handwerkerinnen auf die Hürden im Berufsalltag vorzubereiten und ihnen das Rüstzeug und das entsprechende Selbstbewusstsein mitzugeben, um Krisen, Motivationstiefs, Konflikte im Team oder mit Vorgesetzten, Diskriminierung und andere Hemmnisse zu meistern.
Denn trotz erfolgreicher Ausbildung und Motivation bei den Handwerkerinnen, verlassen Frauen noch häufiger als Männer den Betrieb und nicht zuletzt auch das Handwerk. Eine Studie aus dem Jahr 2015 belegt, dass zum Untersuchungszeitpunkt über 70 % der ehemaligen weiblichen Auszubildenden nicht mehr im Handwerk tätig waren.
Berufscoaching für junge Handwerkerinnen
Vor diesem Hintergrund ist unser Ziel, Frauen ein professionelles Berufscoaching über zwei Tage anzubieten. Das als Workshop konzipierte Gruppencoaching bestärkt in ihren Zielen und bietet Ihnen die Möglichkeit:
- ihre eigene Berufswahl, ihre Stärken und ihre Perspektive im Handwerk zu reflektieren (berufliche Vision entwickeln),
- Herausforderungen im Berufs- und Betriebsalltag zu meistern (Konflikttraining, Kommunikationstraining),
- und Wege für den Umgang mit geschlechterspezifischen und weiteren Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierungen kennenzulernen (Rechte einfordern, Diskriminierung erkennen, benennen und gegensteuern).
Finanzierung und Partnerinnen
Der Workshop wird seit dem Jahr 2016 durchgeführt und stetig weiterentwickelt. Gemeinsam mit den Partnerinnen der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe und der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung sorgt die Handwerkskammer Berlin dafür, dass das Workshop-Konzept einen hohen vertraulichen und qualitativen Standard einhält.
Der Workshop für junge Handwerkerinnen ist eine Maßnahme im laufenden „Aktionsprogramm Handwerk“ und wird zum Teil aus Landesmitteln mitfinanziert.
Impressionen vom letzten Workshop im Juli 2022
Am Donnerstag und Freitag fanden sich insgesamt 18 junge Handwerkerinnen in lockerer Atmosphäre im BPart am Gleisdreieck Park zusammen, um am Coaching unter professioneller Anleitung teilzunehmen. Die jungen Frauen kamen aus unterschiedlichen Gewerken: Es waren Tischlerinnen dabei, Konditorinnen, Orthopädieschuhtechnikerinnen, eine Malerin und Lackiererin, eine Hörgeräteakustikerin, eine Vergolderin, eine Bauklempnerin und auch eine Elektrikerin.
Zunächst ging es darum, für sich selbst zu definieren, mit welchen Erwartungen sie in den Workshop gestartet sind. Waren die Ziele definiert, ging es darum die vorhandenen Potenziale und die verdeckten Potenziale zu entdecken. Für einige Frauen stellte sich die Frage, ob und wie sie einen Meister finanzieren. Auch Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kamen auf. Einige hatten den Wunsch, im Ausland als Handwerkerin eine Existenz aufzubauen.
Der Workshop fand in einem vertraulichen Rahmen statt, da auch sehr private Themen besprochen wurden. In diesen Runden waren die Kolleginnen der Handwerkskammer Berlin und von den Senatsverwaltungen nicht dabei, um die notwendige Vertraulichkeit nicht zu gefährden.
Als sehr positiv empfanden die jungen Frauen auch das „Kollegiale Feedback/Coaching“, in dem es darum ging, in Kleingruppen den Teilnehmerinnen ein Feedback zu geben, was sie auszeichnet. Keine leichte Aufgabe, wenn man sich erst seit zwei Tagen kennt. Dennoch ist die Übung wichtig, um einen Abgleich zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung zu erarbeiten.
Es fand eine Gruppenübung im Park statt, bei der es darum ging, im Team mit verbundenen Augen ein Quadrat aus einem Seil auf den Boden zu legen. Die Übung stärkt das Teamgefühl und zeigt, dass Vertrauen und Kommunikation eine große Rolle spielen.
An beiden Tagen nutzten die Handwerkerinnen, die teilweise seit 5 Uhr auf den Beinen waren, die Gelegenheit zum Netzwerken. Das Wetter spielte auch mit und besonders schön war, dass sich gegen Ende des zweiten Workshop-Tages die Frauen so untereinander organisiert hatten, dass sie über eine Whatsapp-Gruppe in Kontakt bleiben können, denn es entstand aufrichtiges Mitfiebern und ein Interesse am Gelingen der Ziele der anderen Teilnehmerinnen.
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