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Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Handlungsbedarf

Pressemitteilung zur gemeinsamen Deklaration zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie vom 7. Juni 2023



Wirtschaft und Sozialpartner sehen Handlungsbedarf bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. In ihrer gemeinsamen Deklaration geht es um eine familienfreundliche und geschlechtergerechte Arbeitswelt.

Der Berliner Beirat für Familienfragen, der Deutsche Gewerkschaftsbund Bezirk BerlinBrandenburg, die Handwerkskammer Berlin, die Industrie- und Handelskammer Berlin und die Vereinigung der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg e. V. haben heute eine gemeinsame Deklaration unterzeichnet.

Im Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte stellt die bessere Vereinbarkeit von Familie
und Beruf einen entscheidenden Standortfaktor für Berlin dar. Unternehmen haben ein großes
Interesse daran, dass ihre Beschäftigten Beruf und Familie gut vereinbaren können.

Die Deklarationspartner wollen verstärkt zusammenarbeiten, um die Vereinbarkeit für
Familien zu verbessern. Gleichzeitig fordern sie von der Politik bessere Rahmenbedingungen.
Dafür sehen sie vor allem bei den folgenden Themen Handlungsbedarf:

  • Unternehmen für das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie sensibilisieren
  • flexible, familienfreundliche Arbeitszeiten sicherstellen
  • Rahmenbedingungen verbessern, damit Männer einen größeren Anteil der Care-Arbeit
    übernehmen können
  • Offene Unternehmenskultur und Gleichstellung fördern
  • Standort Berlin attraktiv für Beschäftigte mit Familienverantwortung gestalten
  • Kinderbetreuung ausbauen – sowohl qualitativ als auch quantitativ
  • Bessere Unterstützung von Beschäftigten mit pflegenden Angehörigen und Ausbau der
    Betreuungsangebote
  • Berlin soll wieder attraktiver Wohnort für Familien werden: Es braucht bezahlbaren und
    bedarfsgerechten Wohnraum

Alexander Schirp, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der
Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg e. V.: „Familienfreundliche Arbeitsbedingungen
sind für unsere Unternehmen heute das A und O. Denn Fachkräfte legen großen Wert auf
Flexibilität und Individualität. Wir brauchen darum mehr verlässliche Betreuungsangebote für
Familien mit Kindern oder mit pflegebedürftigen Angehörigen. Die kann es nur geben, wenn
der Personalmangel in Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen endlich behoben wird.
Außerdem braucht die Wirtschaft ein neues Arbeitszeitgesetz mit weniger starren Regeln und
mehr Freiraum für berufstätige Eltern.“

Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin: „Eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf
ist elementar für die Berliner Wirtschaft, um in Zeiten des sich stetig verschärfenden
Fachkräftemangels weiter bestehen zu können. Unerlässlich sind hierfür verlässliche
Kinderbetreuung sowie Angebote in der Tagespflege. Hierzu bedarf es eines deutlichen
Ausbaus der Angebote, um insbesondere auch die Erwerbsbeteiligung von Frauen, die noch
immer den Hauptteil der Carearbeit leisten, zu erhöhen. Der Wirtschaftsstandort Berlin wird
nur dann auch zukünftig erfolgreich sein, wenn alles unternommen wird, um die
Rahmenbedingungen für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf zukunftssicher
aufzustellen.“

Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin: „Im Handwerk fehlen
mehr und mehr Fachkräfte. Insbesondere in den Klimaberufen braucht es dringend mehr
helfende Hände. Eine Unternehmenskultur, die sich für eine gute Vereinbarkeit von Familie
und Beruf stark macht, hilft bei der betrieblichen Fachkräftesicherung. Ziel ist, dass beide
Eltern sowohl Zeit für familiäre Aufgaben haben als auch ihre beruflichen Karrierepläne
verwirklichen können. Damit das gelingt, muss die Kinderbetreuung in Berlin weiter ausgebaut
werden - sowohl qualitativ als auch quantitativ. Das betrifft auch eine bessere Kinderbetreuung
in den sogenannten Randzeiten.“

Katja Karger, Vorsitzende des DGB Bezirk Berlin-Brandenburg: „Eine gleichberechtigte
Vereinbarkeit von Familie und Beruf wünschen sich die meisten Beschäftigten. Damit dies in
den Betrieben Wirklichkeit wird und Frauen nicht in der Teilzeitfalle landen, brauchen wir
neben einer zuverlässigen, guten und kostenlosen Kinderbetreuung vor allem eins:
Arbeitszeiten, die zum Leben passen. Dazu gehört, dass Unternehmen die
arbeitszeitbezogenen Bedürfnisse ihrer Beschäftigten erheben und Beschäftigte die Dauer und
Verteilung ihrer Arbeitszeit anpassen können. Betriebsräte spielen hier eine entscheidende
Rolle und tragen erwiesenermaßen zu einer familienfreundlicheren Personalpolitik bei. Wichtig
ist aber auch eine Unternehmenskultur, in der die Pflege von Angehörigen offen thematisiert
und ernst genommen wird. Und schließlich müssen wir als Gesellschaft dahin kommen, dass
Männer zukünftig eine Hälfte der Care-Arbeit übernehmen.“

Kazım Erdoğan, Vorsitzender des Berliner Beirats für Familienfragen: „Die Corona-Pandemie
hat gezeigt, dass in unserer Stadt viele Unternehmen flexibel reagiert haben, um den Familien
eine Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf zu ermöglichen. Es ist aber auch sichtbar
geworden, wie wichtig gute und verlässliche Kinderbetreuungsangebote sind. Familien waren
Mehrfachbelastungen ausgesetzt und haben sich teilweise noch nicht davon erholen können.
Es leben auch immer mehr Familien in beengten Wohnverhältnissen. Wohnen und die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf – das sind die größten Herausforderungen für Familien in
Berlin. Hier müssen mehr Anstrengungen unternommen werden, um die Situation zu verbessern. Dafür brauen Familien eine größere Lobby. Wir sind froh, die Deklarationspartner
an unserer Seite zu wissen.“

Seit 2009 verabschiedeten der Berliner Beirat für Familienfragen, der Deutscher
Gewerkschaftsbund Bezirk Berlin-Brandenburg, die Handwerkskammer Berlin, die Industrieund Handelskammer Berlin und die Vereinigung der Unternehmensverbände BerlinBrandenburg e. V. etwa alle fünf Jahre eine Deklaration zur Vereinbarkeit von Familie und
Beruf. Neben dem Eintreten für das Thema bei ihren Mitgliedern haben die Partner elf Jahre
den Landeswettbewerb „Unternehmen für Familie und Beruf. Berlin“ durchgeführt. In der
Neufassung der Deklaration bestärken die Unterzeichner ihr Bekenntnis und wollen
gemeinsame Fachveranstaltungen für Betriebe, Beschäftigte und Betriebsräte durchführen und
Unternehmen zu Herausforderungen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Rahmen der
Vorbereitung des 2025 erscheinenden Berliner Familienberichts abfragen.



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