Nurten Tosun (l.) und ihre Tochter Nagihan Tosun (r.) sind darauf bedacht, dass die Friseur-Meisterprüfungen professionell ablaufen und eine gute Qualität haben. Beide sind in Ihrem Friseurstudio und lächeln in die Kamera.
Valentin Paster
Nurten Tosun, Friseurmeisterin, und Nagihan Tosun, selbstständige Personalmanagerin. Beide engagieren sich ehrenamtlich als Meisterprüferinnen im Berliner Friseurhandwerk.

Ehrenamt im Berliner Handwerk | HANDWERK IN BERLIN 2023 - 1Die Meistermacherinnen

Was braucht es, damit Gesellinnen und Gesellen zu Meisterinnen und Meistern werden? Nurten Tosun und ihre Tochter Nagihan Tosun wissen es genau. Denn mit einer außergewöhnlichen Portion Leidenschaft engagieren sich die beiden Frauen als ehrenamtliche Prüferinnen im Handwerk. Sie schauen den Prüflingen genau auf die Finger und garantieren den reibungslosen und fairen Prüfungsablauf – all dies tun sie freiwillig, in ihrer Freizeit.

Vor etwa zehn Jahren war die Friseurmeisterin Nurten Tosun, die einen Salon in Mitte betreibt, über eine  Anzeige der Handwerkskammer Berlin darauf gestoßen, dass ehrenamtliche Prüfer*innen gesucht werden.
„Ich habe mich dann um einen Termin zum Hospitieren bemüht. Ich wollte das unbedingt machen“, erzählt sie. 2014, als alle formalen Voraussetzungen erfüllt waren, wurde sie zur Beisitzerin im  Meisterprüfungsausschuss des Friseurhandwerks berufen und ist seitdem in dieser Funktion tätig.

„Mein Beruf ist meine Leidenschaft“, erklärt die 54-Jährige ihre Motivation, „und das möchte ich möglichst vielen Menschen weitervermitteln.“ Dabei könne sie aus ihrer langjährigen Erfahrung schöpfen: „Ich
sehe auf den ersten Blick, bei wem die Farbe beim Färben gut wird und bei wem nicht“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

„Man sagt ja: Die in Deutschland ausgebildeten Handwerker*innen sind die besten. Ich möchte, dass das Bestand hat. Deshalb schaue ich bei den Prüfungen ganz genau hin“.

Außerdem: Jeder sei im Leben einmal Prüfling gewesen, auch sie selbst war es und kennt daher noch genau die Anspannung bei so einer Prüfung. Deswegen sei es ihr Anliegen, dass die Friseurmeisterprüfungen professionell ablaufen und eine gute Qualität haben.



Nurten Tosun (l.) und ihre Tochter Nagihan Tosun (r.) sind darauf bedacht, dass die Friseur-Meisterprüfungen professionell ablaufen und eine gute Qualität haben. Das Bild zeigt sie während einer Prüfungssituation in ihrem Friseurstudio.
Valentin Paster
Nurten Tosun (l.) und ihre Tochter Nagihan Tosun (r.) sind darauf bedacht, dass die Friseur-Meisterprüfungen professionell ablaufen und eine gute Qualität haben.



Verantwortung übernehmen

Ihre 33-jährige Tochter Nagihan hat sie mit ihrer Leidenschaft angesteckt, sodass die sich kurzerhand auch für den Prüfungsausschuss bewarb. Nagihan ist zwar keine Handwerkerin, sondern gelernte Betriebswirtin.
Aber auch dann ist es möglich, sich im Meisterprüfungsausschuss zu engagieren.

Sie ist seit vergangenem Jahr als stellvertretende Vorsitzende im Ausschuss ebenfalls für das Friseurhandwerk tätig, perspektivisch wird sie als Vorsitzende tätig sein und kann sich auch vorstellen, andere Gewerke zu betreuen. Ihre Aufgabe ist es, die Prüfungen zu organisieren, Prüfende einzuteilen, während der Prüfung auf den korrekten Ablauf zu achten, und auch am Ende die Korrekturen zu organisieren und die Zeugnisse drucken zu lassen.

Nagihan Tosun ist selbstständige Personalmanagerin. „Die Arbeit für den Prüfungsausschuss erledige ich immer mal wieder zwischendurch“, erzählt sie. Wenig Arbeit sei das natürlich nicht, „ich brauche schon
ein gutes Zeitmanagement, um Job und Ehrenamt unter einen Hut zu bekommen“, aber die Arbeit sei es wert, betont sie.

Sie möge es, die Verantwortung zu übernehmen und letztlich etwas zur Fachkräftesicherung beizutragen.
Mutter und Tochter erhalten für ihre Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung. Das sei aber unwesentlich, sagen beide. Viel wichtiger ist es ihnen, ihre Ideen in den Prüfungsausschuss einzubringen – denn
von denen haben sie viele. Statt der Arbeit an geübten Frisur-Modellen etwa, macht es aus Sicht von Nurten Tosun mehr Sinn, dass die Meisteranwärter*innen in der Prüfung an ihnen unbekannten Modellen arbeiten, „das wäre realistischer“.

Auch wünsche sie sich, dass mehr Trend-Techniken abgefragt werden. „Die Prüfungen müssen einfach etwas moderner werden, deswegen braucht es auch mehr junge Menschen, die sich hier ehrenamtlich engagieren“, fordert sie. Und wenn Nurten Tosun eine Meinung hat, vertritt sie die nicht nur, sondern handelt auch danach.

Ihrem Sohn, der in ihrem Salon arbeitet, hat sie das ehrenamtliche Engagement dementsprechend auch schon empfohlen. Auch er kann sich vorstellen, im Prüfungsausschuss tätig zu sein – mit viel Leidenschaft und dem Blick fürs Detail.

Redakteurin:

Helena Golz

Tel. +49 30 259 03 - 122

golz--at--hwk-berlin.de



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